Erfahrungsbericht Céline mit Naira
Da unser Hund mit 16 ½ Jahren über die Regenbogenbrücke gehen durfte und somit eine grosse Lücke hinterliess, war schnell klar, dass wir wieder einem Hund aus dem Tierschutz ein Zuhause geben möchten.
Als wir auf der Homepage der Pfotenhilfe Mogli die Anzeigen durchstöberten, stossen wir auf Nairas «Inserat» - es war um uns geschehen. Eine einzigartige Hündin hatte uns, mit ihrem schwarzen Schnäuzchen, den grossen Ohren, den zu kurzen Beinen und zu langem Körper, in ihren Bann gezogen. Aufmerksam lasen wir Nairas «Charakter-Beschrieb». In Situationen, welche ihr vertraut sind, sei sie eine aufgeweckte, freche Hündin – jene, die sie nicht kennt, würden ihr jedoch oft Schwierigkeiten bereiten.
Wir füllten den «Bewerbungs-Bogen» aus und schon bald stand unser Kennenlerngespräch vor der Tür. Wir waren unglaublich aufgeregt. Ich brachte die ganze Wohnung auf Vordermann – putzte gar die Fenster. Mein Mann meinte nur: «Du weisst, dass es sich um ein Kennenlerngespräch handelt und nicht um eine Wohnungsabnahme?!»
Die Wartezeit bis im Dezember 2020 schien sich unendlich hin zu ziehen. Die Moglis verkürzten sie jedoch, indem sie uns Fotos und Videos von Naira zuspielten. Kurz vor der Übergabe erhielt ich ein Anruf von unserer Ansprechperson. Sie meinte, dass es ihr wichtig sei, uns nochmals darauf aufmerksam zu machen, dass Naira wirklich keine einfache Hündin sei und sie gerne ihre Zähne einsetzt, wenn sie sich bedroht fühle. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass wir dieser Situation, insbesondere nach so vielen Jahren Erfahrung mit einem Tierschutzhund, gewachsen sein würden. Nach diesem Anruf wusste ich, dass wir sicher nicht die Katze, ich meine den Hund, im Sack kaufen würden und war über die Ehrlichkeit und Transparenz der Moglis sehr beeindruckt.
Der grosse Tag war da! Voller Aufregung holten wir Naira ab und trugen sie in ihrer Hundebox, so wie wir von den Moglis angeleitet wurden, in unsere Wohnung. Als mein Mann die Box nehmen wollte, drang ein forsches Knurren zwischen den Gitterstäben hindurch. Wir kauften nicht den Hund im Sack, dachte ich. In der Wohnung angekommen, gelang es uns die Box mit Hilfe einer Kochkelle aufzustossen, denn Nairas Begeisterung hielt sich immer noch in Grenzen. Wir stellten ihr Wasser zur Verfügung und setzten uns auf die Couch. Einfach ignorieren… sie soll sich nicht bedroht fühlen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich sie – war da ein Schwänzeln zu sehen? Mein Herz ergoss sich. Bereits an diesem Abend kuschelte sie sich zu uns aufs Sofa.
Die kommenden Jahre stellten uns vor unglaublich viele Herausforderungen. Pfötchen putzen nach dem Spaziergang, laute Geräusche, fremde Menschen oder Tierarztbesuche schienen unüberwindbare Grenzen zu sein. Alles musste in kleinste Schritte aufgeteilt und akribisch trainiert werden. Ich setzte mich jeden Tag aufs Neue mit den Problematiken auseinander. Informierte mich, trainierte, überarbeitete die Methoden, trainierte und trainierte.
Heute ist Naira mehr als drei Jahre bei uns und sie hat unglaubliche Fortschritte gemacht. Sie ist sicherlich tendenziell eine unsichere Hündin – sucht jedoch in bedrohlichen Situationen den Kontakt nun zu mir und vertraut, dass ich diese kläre. Drei Jahre tägliches Training haben sich ausbezahlt. Und wenn Naira ihren Kringel in meiner Armbeuge macht, dann weiss ich, die Mühe hat sich gelohnt.
Bericht vom Mai 2024