Erfahrungsbericht Theo - Februar 2024

Lange ist es her, seit wir das letzte Mal in Rumänien waren. Aber mit dem ersten Schritt durch die Tür fühlt es sich fast an, als wären wir nie weg gewesen. Wir werden herzlich von allen Zwei- und Vierbeinern begrüsst und nach einer ersten Knuddeleinheit werden die Welpen-Nimmersatt geschöppelt. Eine von vielen Aufgaben, die zu den alltäglichen und auch -nächtlichen Routinen von Martina und Gianni gehören. Wie die Flaschenbabies fallen auch wir mit vollem Bauch und voller Vorfreude auf die nächste Woche ins Bett. Am nächsten Morgen bestaunen wir die Welpenhalle und das Katzenhaus zum ersten Mal bei Tageslicht. Wir lernen all die vielen neuen Fellnasen kennen und haben wie so oft zu wenig Hände auf einmal, schliesslich wollen (fast) alle ihre persönliche Dosis an Streicheleinheiten bekommen. Wir helfen bei den täglich anstehenden Aufgaben wie Zwinger putzen, Stall ausmisten, füttern und Wasser geben. Dazu kommt die spezielle medizinische Versorgung  einiger Tiere, gerade die Kleinsten benötigen noch zusätzliche Behandlungen wie Entwurmung oder Impfung. Die To-Do-Listen von Martina und Gianni sind voll mit wichtigen Aufgaben, die erledigt werden müssen. Um das alles unter einen Hut zu bekommen, braucht es viel Koordination und Organisation, damit auch nichts vergessen geht.

 

Adrenalin-Kick mal anders: Wir sind mit dem Auto unterwegs, um einzukaufen – da wendet Gianni plötzlich das Auto, es sei ein Welpe am Strassenrand. Gianni und Martina haben ein Auge dafür, ihnen entgeht nichts. Da liegt sie, eine kleine, völlig ausgehungerte Hündin, daneben ihr totes Brüderchen. Leider hält sie nicht allzu viel von uns, was man ihr aber nicht verübeln kann – wer weiss, was sie in ihrem kurzen Leben schon für Erfahrungen mit der Spezies Mensch gemacht hat. Nachdem sie kurz versucht hat, uns mit ihrem Gebell abzuschrecken, ergreift sie die Flucht. Wir haben keine Chance, ihr zu folgen – also gehen wir einkaufen und hoffen, dass sie wieder zurückkommt. Später fahren wir noch einmal mit Essen vorbei, sie liegt wieder an der Seite ihres verstorbenen Geschwisterchens. Das Essen interessiert sie aber auch nur bedingt, also machen wir uns spät am Abend mit der Lebendfalle auf den Weg zu ihr. Wir versuchen alles Mögliche, um die Kleine in die Falle zu locken, aber selbst das beste Essen lässt ihr Misstrauen nicht genügend schwinden. Nach 2 Stunden warten und hoffen muss etwas gegen unsere zunehmende Müdigkeit gemacht werden – also machen sich Martina und Gianni auf den Weg, um Kaffee zu holen. Ohne viel zu überlegen, bieten wir an, bei der Kleinen zu warten. Wir überlegen kurz und versuchen uns dann von beiden Seiten anzunähern, ohne dass sie davonrennt. Es ist eine Geduldsarbeit und jeder Schritt näher gibt uns neue Hoffnung. Langsam gewöhnt sich die Kleine an unsere Präsenz, also heisst es jetzt, nur keinen falschen Bewegungen zu machen. Sie ist in greifbarer Nähe, und wir haben genau eine Chance – und die müssen wir nutzen. Céline packt zu, die Kleine ebenfalls, aber loslassen ist keine Option. Schnell informieren wir Martina und Gianni – sie warten am Ende der Strasse. Kofferraum auf, und die Kleine schnell in die Box, Riegel zu. Puh geschafft – zitternd und erleichtert lachen wir uns an. Was andere beim Bungee-Jumpen oder Fallschirmspringen erleben, haben wir beim Hunde einfangen - das Adrenalin Level ist auf jeden Fall vergleichbar. 

 

Was für uns eine Woche Abenteuer war, ist das tägliche Leben der Familie Rubino – 24 Stunden, 7 Tage die Woche - und das seit mehr als 7 Jahren. Egal ob Hund, Katze, Pferd, Schwein, Kaninchen oder sogar Fisch, Ihr gebt alles für eure Schützlinge. Sie alle haben bereits gewonnen, denn sie sind an einem Ort, wo ihr Wohlergehen an erster Stelle steht und alles dafür gemacht wird, dass sie ein schönes Leben haben können. Trotz täglichen Rückschlägen und teilweise hoffnungslosen Perspektiven kommt Aufgeben nicht in Frage. Wo andere wegschauen, schaut ihr hin und sucht das Gespräch mit den Leuten. Der Alltag mit den Tieren ist erfüllend, aber auch hart; physisch und psychisch kommt man immer wieder an seine Grenzen. Ihr habt unseren grössten Respekt für all das, was ihr jeden Tag leistet. Danke seid ihr mit ganzem Herzen dabei und setzt ihr euch für diejenigen ein, die keine eigene Stimme haben.

 

Danke für die tolle Zeit bei & mit euch - wir freuen uns jetzt schon aufs nächste Mal

Céline und Steffi